Die Lebenskraft (Life Force)
Die Idee der Life Force habe ich im Film „Stutz“ kennengelernt. Es stellt auf der einen Seite ein Prinzip dar, über welches man seine (mentale) Gesundheit einschätzen kann. Auf der anderen Seite ist es auch ein Werkzeug, mit dem man an den Grundpfeilern seiner selbst arbeiten kann. Diese Methode wird angewendet, wenn man nicht weiß, was man vom Leben will und sich verloren fühlt. Gibt es keine Richtung oder Ziel, auf das man hinarbeiten kann, so kann man immer an seiner Life Force arbeiten. Tut man dies gewissenhaft, so sorgt das für eine klare Sicht, ein Weg tut sich auf und man kann aus sich heraus, für sich selbst Ziele definieren. Für mich ist das im Moment die Methode, in der ich die meiste Kraft reinstecke und ich habe das Gefühl, dass die Arbeit an meiner eigenen Lebenskraft, eine Basis bildet für Eigenmotivation, Hartnäckigkeit und einem allgemeinen Koherenzgefühl.
Die Life Force wird als dreigeteilte Pyramide dargestellt, daher auch mein unglaublich kreatives Logo, dass man so in den Annalen der Menschheit noch nie gesehen hat.
Auf der untersten Stelle befindet sich der Körper („Body“), eine Stufe darüber befindet sich das Menschliche („People“) und auf der obersten Stufe befindet sich das „Ich“ oder „Du“ („Yourself“). Je weiter unten sich ein Element befindet, desto mehr Einfluss hat es auf die geistige Gesundheit.
In diesem Artikel beschreibe ich, was ich unter diesen drei Aspekten verstehe, was sie für mich bedeuten und was ich alles im Selbstversuch tue, um an diesen Aspekten zu arbeiten.
Körper („Body“)
Unter den Aspekt Körper fällt für mich alles, was in irgendeiner Form mit Gesundheit, Sport und Ernährung zusammenhängt. Das Prinzip selbst ist uralt: Wenn du deinen Körper gut behandelst, geht es dir auch mental gut – ein gesunder Geist in einem gesunden Körper usf.
Wie jemand diesen Aspekt „Körper“ für sich interpretiert, ist sicherlich sehr individuell. Alle Körper sind verschieden, was man für sich als gesund definiert auch. Ich habe ein Mantra, dass ich mir so gut wie jeden Morgen laut vorlese. Darin vergegenwärtige ich mir den Aspekt „Körper“ so: „Ich ernähre mich vegan, gesund und im Intervall. Ich bin jederzeit in der Lage einen Halbmarathon zu laufen. Dafür mache ich regelmäßig Ausdauer- und Kraftsport“.
Was jetzt irgendjemand von diesen Vorgaben hält, ist unwichtig. Das ist mein Ding – so fühle ich mich wohl. Ich mag Ausdauersport, Marathons laufen und knackige Bike Touren, so komme ich in meinen Flow. Ich mag es morgens und abends ein leichtes Hungergefühl zu verspüren, so wie ich es auch mag einmal im Jahr zwei Wochen lang zu Fasten. Zwar hasse ich Kraftsport, aber ich weiß, dass ein notwendiges, Maß gemacht werden muss.
Für mich zumindest gilt: Über mein ganzes Leben hinweg konnten meine Freunde, wie ich selbst, meinen geistigen Zustand an meiner Körperfülle festmachen. Ging es mir gut, so war ich sportlich aktiv, fit und achtete auf meine Ernährung. Ging es mir schlecht, bewegte ich mich kaum, aß zu viel ungesundes Zeug und hatte zu viel Gewicht.
Was mich sehr beeindruckt hat, ist wie enorm groß der Einfluss körperlichen Wohlbefindens auf den Geisteszustand ist. Laut Phil Stutz macht der Aspekt Körper in der Life Force Pyramide 80% der „Kraft“ aus.
Ich vermute das hat viel damit zu tun, wie stark dieser Aspekt sich auf die anderen Teile der Lebenskraftpyramide auswirkt. Sich in seinem Körper wohlzufühlen, ausgeschlafen und aktiv zu sein hat einen großen Nutzen, sowohl auf das Sozialleben als auch auf die kognitive Leistung. Unser Körper ist die Maschine, über die wir unsere Umwelt erfahren. Somit erfordert fast jeder Aspekt unserer Person ein entsprechend gut gewartetes Gerät.
Enjoy your body, use it every way you can
Everybody’s Free
Don’t be afraid of it or what other people think of it
It’s the greatest instrument you’ll ever own
Baz Luhrmann
Was mir wichtig für die Arbeit an diesem Aspekt ist, sind zwei Dinge:
- Es gibt mindestens ein laufendes Projekt, bei dem der Körper gefördert wird. Derzeit ist das für mich das Training auf den Marathon in Wien 2024
- Es gibt immer ein laufendes Projekt, bei dem ein Training gemacht wird, dass ich nicht mag. Derzeit ist das für mich ein 3er Split mit Kurzhanteln (3 Einheiten in einer Woche)
Die Mischung aus einer Sportart, die ich gerne mache (langer Ausdauerlauf) und eine, die ich gar nicht mag (Krafttraining) sorgt dafür, dass ich ganzheitlich auf einem guten Fitnesslevel bleibe aber auch neue sportliche Fähigkeiten ausbilde. Die Projekte variieren in Länge. Das Ausdauer Training mache ich seit 5 Monaten und werde es nach dem Marathon wechseln. Die Krafttraining-Projekte wechsle ich derzeit monatlich.
Menschliches („People“)
Ich habe ein wenig hin und her überlegt, wie ich diesen Punkt nennen soll. Für den Begriff Menschliches habe ich mich entschieden, weil er etwas allgemeiner zu verstehen ist als Soziales und er eine Referenz auf Nietzsche ist. Klar fallen unter diesen Punkt vor allem meine Beziehung zu meiner Familie, meinen Freunden, meinen Arbeitsplatz und meinen Arbeitskollegen. Ich denke aber, dass hier auch Kultur und Politik hineingehören. Welche Musik höre ich, welche Filme schaue ich mir an und welchen Content konsumiere ich sonst noch. Ist grad Krieg in Europa oder eine Pandemie? All das beeinflusst die Art und Weise, wie ich mit meiner Umgebung und „den Anderen“ interagiere.
Von den drei Aspekten der „Life Force“, ist das Menschliche der Punkt, der mir am meisten Kopfzerbrechen bereitet. Gerade weil ich in schlechten Zeiten dazu tendiere mich zurückzuziehen und meine sozialen Kontakte stark zu vernachlässigen, bin ich oft sehr unsicher, was meine Freunde und auch meine Familie von mir denken. Diese Unsicherheit ist im Umgang mit Menschen, die ich gerade erst kennenlerne, noch verstärkt. Ich bin zwar ganz gut darin ein Gespräch zu führen, aber ich bin auch gleichzeitig sehr gut darin andere Personen von mir fernzuhalten, indem ich Konversationen sachlich halte und Gefühlen keinen Raum gebe.
So finde ich es immer wieder faszinierend, wie ich überhaupt an den Punkt gekommen bin gute Freunde zu haben, mit denen ich über alles sprechen kann, denen ich vertraue, und mit denen ich eine Beziehung pflege, die sehr tief geht. Ich finde es erstaunlich, wie treu Menschen sein können und wie empathisch. Gerade in Bezug auf mich selbst, habe ich das Gefühl, ich verdiene so eine gute Behandlung nicht.
Daher spielt das Menschliche in meinem täglichen Mantra eine wichtige Rolle. Ich habe zu mehreren Aspekten meines Soziallebens etwas aufgeschrieben, das ich mir jeden Tag vergegenwärtige. Mir ist es hier zu cheesy und peinlich, es im Wortlaut zu veröffentlichen, also fasse ich es kurz zusammen:
- Ich nehme mir vor, meine Freunde und Familie proaktiv zu kontaktieren und nicht darauf zu warten, dass sie sich bei mir melden,
- Ich habe folgenden Satz im Mantra: „Ich suche mir im Alltag Aufgaben und erledige diese – Ich bin zuverlässig und mache mich nützlich“.
- Als letztes spreche ich noch die Beziehung zu meinem Sohn an und halte mir vor Augen, wie wichtig es ist ein präsenter Vater zu sein.
Fast alle Vorhaben richten sich gegen meinen Rückzug aus dem Sozialleben und sollen dafür sorgen, dass ich immer darauf achte ein aktiver Teil meines sozialen Umfelds zu sein. Was ich hierbei sehr schwierig finde, ist es Aufgaben und Projekte zu definieren, die meine sozialen Kompetenzen fördern. Stand jetzt bin ich noch auf der Suche hierfür passende Aufgaben zu finden. Falls ihr da eine gute Idee habt schreibt mir eine Mail.
Ich („Yourself“)
Aus dieser Black Box kommt der ganze Krempel hier. Von allen Punkten in der Lebenskraft Pyramide ist dieser der scheinbar unwichtigste. Und ich denke, da können wir uns schnell einig werden. Muss jemand, der gesund, fit und gepflegt ist, der eine intakte Familie, mit guten Freunden und einem erfüllten Arbeitsleben hat, wissen, wer er ist? Oder kann dieser hypothetische Mensch nur einer sein, der schon weiß, wer er ist?
Ich denke diese Frage: „Wer bin ich“ kommt erst dann wirklich ins Bewusstsein, wenn man sich verloren in der Welt fühlt. Frei fliegend, ohne Anker, der einen in der Realität festhält. Schon die Frage selbst ist sehr interessant, als würde sich nur jemand mit seiner geistigen Gedankenwelt beschäftigen, der sich selbst nicht kennt. Für mich zumindest gilt das: Ich kenne mich nicht gut.
Ich würde sogar sagen: Ich wollte mich nicht gut kennen. Denn ich hatte immer das Gefühl, zu nah an meinen Wünschen und Vorstellungen zu leben, würde mich davon abhalten in diesem Leben voranzukommen. So paradox es auch klingt – bis vor kurzem konnte ich mir ein erfolgreiches Leben nur vorstellen, wenn ich es gegen meinen eigenen Willen errungen habe.
Mal abgesehen davon, dass jeder von uns tagtäglich gegen seinen eigenen Schweinehund kämpft, ist es ein furchtbares Missverständnis seine eigenen Wünsche und Gefühle als Feinde zu betrachten. Selbst jemand, wie David Goggins, der den Kampf gegen sich selbst als Lebensphilosophie vor sich herträgt, befindet sich auf einen Weg, den er sich selbst ausgesucht hat. Zu wissen, wer man ist und zu wissen was man will, ist unabdingbar.
Um beide Fragestellungen anzugehen, nutze ich zwei Werkzeuge:
- Das wichtigste Werkzeug, ist Journaling. Ich schreibe jeden Tag mindestens eine Seite in mein „Logbuch“. Darüber wie es mir geht, was mir wichtig ist, was ich vorhabe und sonstige random Gedanken. Ich analysiere diese Schriften einmal im Monat und ziehe daraus Erkenntnisse über mich selbst.
- Aus diesen Erkenntnissen destilliere ich ein Mantra, das ich mir jeden Tag vorlese. Darin steht, was ich gut kann, woran ich arbeiten muss, wer ich sein will und meine Ziele für die nahe Zukunft. Dieses Mantra verfeinere jeden Monat, mit den neusten Erkenntnissen aus meinem Journal.
Durch das Journaling und das Mantra, halte ich mir jeden Tag einen Spiegel vor und sorge dafür, dass ich mich selbst nicht aus den Augen verliere. So schaffe ich mir einen Anker, der mich in dieser Welt erdet. Ich sorge dafür, dass ich meine Ziele immer im Blick behalte und nicht aus dem Blick verliere, was ich will. Und ich hoffe, auf diese Art frühzeitig zu erkennen, wenn ich wieder in dunkle Gefilde abdrifte und dass ich dann direkt etwas dagegen unternehmen kann.