Der Schatten und Part X
Auch diese beiden Elemente habe ich durch Phil Stutz kennengelernt und wie bei der „Life Force“, habe ich mir die Freiheit genommen, sie so zu interpretieren, wie es mir in den Kram passt.
So wie ich den Schatten und die Part X verstehe, sind es zwei Kräfte, die unseren Wünschen und Zielen entgegentreten. Wobei es einen großen Unterschied zwischen ihnen gibt. Der Schatten kann ein Antagonist sein, muss es aber nicht. Ganz im Gegenteil: es ist von Vorteil, sich mit seinen Schatten auseinanderzusetzen und diesen „zufriedenzustellen“. Part X hingegen ist eine durch und durch zerstörerische Kraft, deren einziges Ziel es ist, dass man versagt. Vermutlich ist es nicht ganz richtig beide Teile in einen Artikel zu behandeln, aber derzeit verstehe ich beide, als eine Form von Gegner. Dem einen muss man mit Liebe entgegentreten, den anderen mit aller Kraft überwinden.
Der Schatten

Wenn ich in die Vergangenheit zurückblicke, dann scheint es, als wäre ich alle 5 – 7 Jahre eine völlig andere Person gewesen. Ich denke, das ist ein normaler Prozess im Leben eines Menschen. Mit 7 ist man ganz klar eine andere Person als mit 14 und genauso verhält es sich bei 14- und 21-Jährigen.
Der Unterschied zwischen 21-, 28-, 35- und 42-Jährigen mag geringer sein, aber zumindest ich habe in diesen Altersphasen ganz unterschiedliche Lebensumstände, Träume und Ziele gehabt. All diese Versionen meines Selbst leben als Schatten weiter in mir fort.
Was würde mein 15-Jähriges ich von mir halten, würde er mich heute sehen? Wäre er einverstanden mit meinen Entscheidungen, mit der Art und Weise, wie ich durchs Leben gehe? Und wäre er es nicht, würde ich es merken? So verstehe ich das Prinzip des Schattens. Es ist eine oder mehrere Versionen meiner selbst, die in meinem Unbewussten leben und es mich merken lassen, falls Sie mit meinen Aktionen und Handlungen unzufrieden sind.
Ich versuche meinen Schatten zu erkunden, indem ich alte Fotos von mir heraussuche aus unterschiedlichen Lebensperioden und aufschreibe, was für ein Leben ich damals gelebt habe. Was waren meine Herausforderungen? Was wollte ich erreichen? Wie würde ich auf mich heute blicken? Was würde mein jüngeres Ich gut finden und was nicht?
Ich habe nicht angefangen, mit diesen Versionen von mir zu reden, aber ich finde, dass es mir sehr viel gibt, mich auf diese Weise mit mir selbst auseinanderzusetzen. Gerade in Bezug auf wichtige Entscheidungen, die ich treffe oder Wege, die ich einschlage.
Ich bin mir zum Beispiel sehr sicher, dass alle meine Schatten, es befürworten würden, dass ich diese Zeilen schreibe – und das gibt mir ein gutes Gefühl und motiviert mich an diesen Aspekt zu arbeiten.
Ich finde sich mit seinem Schatten auseinanderzusetzen, bringt sehr viele Wünsche und Träume, die man vergessen hat, wieder an die Oberfläche. Sind Sie einmal wieder da, so sind sie auch wieder erreichbar und treten neue Projekte los.
Ich und die anderen – wir sind meistens ein gutes Team.
Part X

Während meines Filmstudiums habe ich gelernt, wie man eine Geschichte als Heldenreise erzählt. In der Heldenreise gibt es zu jedem Helden einen Antagonisten. Der Held zieht in die Welt hinaus, um den Antagonisten zu besiegen. Um das zu schaffen, muss der Held allerdings erst einmal seinen Schatten besiegen. Vermutlich sind wegen dieser Doppeldeutigkeit von „Schatten“ und „Part X“ beide in meinem Kopf verknüpft und ich behandle sie gemeinsam in einen Artikel.
Der Schatten (im Film) ist nichts Greifbares, es ist ein Teil der Psyche des Helden, wie eine Urangst, die überwunden werden muss, damit der Held überhaupt in der Lage ist, den Antagonisten zu besiegen. Um seinen Schatten zu besiegen, muss der Held „sterben“, um danach stärker „wiedergeboren“ zu werden. Diese Katharsis ist ein wichtiges Element jeder Heldenreise, ein Ereignis, dass den Helden erst zu dem macht, was er ist. Der Schatten aus der Heldenreise, ist das, was ich unter dem Begriff Part X verstehe.
Da es mir derzeit sehr schwerfällt diesem zerstörerischen Teil meiner Psyche, einen Namen oder eine Gestalt zu geben, gibt es hier ein Beispiel, wie ich denke, dass er wirkt:
Während ich diesen Artikel geschrieben habe, bin ich mehrere Male aufgestanden, um durch die Wohnung zu laufen und nach irgendetwas unbestimmten zu sehen. Bevor ich angefangen habe zu schreiben, habe ich mehrere Male überlegt, wie ich denn evtl. sinnvoll prokrastinieren kann. Ich hatte einen Lex Fridman Podcast auf den Ohren, um mich abzulenken. Die Teile gehen teilweise über 5 Stunden – was hatte ich vor? Mit Kopfhörern auf den Ohren rumsitzen, und mir bis in die Puppen eine Story über einen amerikanischen Con-Man anzuhören?
Ja klar! Genau das. Warum? Um bloß nicht mit der Arbeit an diesem Artikel zu beginnen. Um bloß nicht irgendwann mal den „publish“ Knopf zu drücken und diese Zeilen tatsächlich online zu sehen. Um mich selbst zu sabotieren.
In all den vergleichbaren Situationen, in denen ich diesem Impuls nachgegeben und meine Zeit verplempert habe, obwohl ich meinen Fokus auf etwas anderes richten wollte, habe ich mich schlecht gefühlt. Ich habe mir Vorwürfe gemacht. Wieso habe ich es wieder so weit kommen lassen? In diesen Situationen hat mein Part X gewonnen und sein Ziel erreicht.
Diese Kraft sorgt dafür, dass ich an einen schönen Sommertag nur Trübsal blasen kann und in der dunklen Wohnung bleibe. Sie sorgt dafür, dass ich meine Erfolge nicht feiern und genießen kann. Sie sorgt dafür, dass ich wichtige Aufgaben vor mir herschiebe und meine Träume nicht verfolge. Diese Kraft will mich zerstören.
Wie vorhin erwähnt: Derzeit ist es so, dass ich noch nicht viel über mein Part X weiß. Es ist ein Mysterium für mich. Ich verstehe nicht, wie ich in vielen Situationen so krass gegen meine eigenen Vorhaben agieren kann. Ich wundere mich am Ende eines Tages voller Prokrastination, an dem ich nichts, was ich mir vorgenommen habe, erreicht habe, wie es so weit kommen konnte. Als wäre ich durch den Tag geschlafwandelt. Im Endeffekt ist es ja so, dass ich genau weiß, dass ich mich selbst sabotiere und in eine schlechte Position manövriere. Dennoch führe ich dieses Verhalten immer wieder aufs Neue aus.
Ich habe kein Gesicht zur Part X und noch keine Spur, der ich folgen kann. Derzeit kämpfe ich nur gegen die Auswirkungen, die diese Kraft auf meinen Geist hat, aber ich weiß nicht, woher sie kommt und wie sie aussieht.
Das herauszufinden wird Teil dieser Reise hier sein.